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Der Zauber wirkt noch lange nach

KULTUR LOKAL Schwarzes Theater „Criesu“ erzählt pantomimisch die Geschichte von „Don Quijote“

Eine Spirale mit Buchstaben leuchtet auf der Bühne. Wer sich die Mühe macht, die Worte zu lesen, entziffert „Book of Dreams“. Dies ist ein Versprechen, das dem Schwarzen Theater Criesu bei seiner Premiere von „Don Quijote“ einzulösen gelingt. Am Vorabend des 400. Todestages des großen spanischen Dichter Cervantes brachten die jungen Leute der Theatergruppe unter der Leitung ihres Mentors Hans-Jürgen Rosenplänter die Geschichte des berühmten „Ritters von der traurigen Gestalt“ auf ihre mit schwarzem Samt ausgeschlagene Bühne im Theaterraum der Gesamtschule in Hahn. Immerhin gilt „Don Quijote“ nach einer Umfrage unter Schriftstellern auf der ganzen Welt als wichtigstes Buch der Literaturgeschichte.

„Feinde der Wahrheit“

„Tatsachen sind die Feinde der Wahrheit“, sagt Don Quijote darin zu seinem Knappen Sancho. Doch Tatsache ist, dass dieser Don Quijote ein echt durchgeknallter Typ ist, der sich im Kampf gegen Windmühlen und vermeintliche Riesen permanent überschätzt und dafür auch regelmäßig Prügel bezieht. Das kommt davon, wenn ein Bücherwurm auf die Idee kommt, er müsse die Welt retten.

Zum Glück begegnet ihm auf seinem Weg ins Abenteuer der Bauer Sancho, der sich liebend gern zum Knappen mit Schwert schlagen lässt und dafür das ungeliebte Bauernwerkzeug liegen lässt. Hinreißend gespielt von Lisa Tiebing, der es mit einem Augenaufschlag oder dem Verziehen der Mundwinkel gelingt, der Spiegel der Vernunft für den unvernünftigen Don Quijote zu sein.

Beim Schwarzen Theater müssen die Schauspieler im Licht mit den Mitteln der Pantomime ihre Geschichte erzählen. Adrian Gubo als Don Quijote scheut weder die große Geste noch die beherzt eingesetzte Mimik, um die Zuschauer in die Seele des Quijote blicken zu lassen. Seinen besonderen Zauber gewinnt das Schwarze Theater aus der Imagination im Lichtkorridor. In schwarze Samtanzüge gekleidete Spieler bewegen vor dem schwarzen Samthintergrund Schwerter, Windmühlenräder oder Sterne, die wie von Zauberhand im Lichtkorridor zum Leben erwachen – flankiert von Tänzen junger Frauen und Ausflügen in die Commedia dell’ Arte.

Es bleibt nur ein Trost

Das Ende der Geschichte des Don Quijote ist bekannt. Geschlagen und niedergeschlagen kommt er zurück, es bleibt ihm nur ein Trost: „Undankbarkeit ist die Tochter des Stolzes.“ Zwei Jahre hat „Criesu“ an diesem Stück gearbeitet, viel zu viel Aufwand, um nur noch einmal aufgeführt zu werden. Denn der Zauber wirkt noch lange nach.

Wiesbadener Kurier, Taunusstein (Bernd Minges), 26.4.2016

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