Wortloses Wechselspiel

Gruppe "Criesu" spielte Schwarzes Theater

Hahn. Fremdländische Klänge versprühen schon beim Betreten des Schulgebäudes einen gewissen Zauber - je weiter der Besucher sich zum Ort des Geschehens hinbewegt, umso mehr scheint dieser Zauber Besitz von den Sinnen zu ergreifen. Zu den akustischen Reizen gesellen sich nun noch optische. Bunte Farben, phantasievolle Muster - die Theatergruppe "Criesu"der IGS Obere Aar versteht es, den Besucher in fremde Welten zu entführen.
In 80 Tagen um die Welt - das Publikum wartete gespannt darauf, mit Phileas Fogg und seinem treuen Diener Jean Passepartout auf diese ungewöhnliche Reise gehen zu dürfen. Der zweckentfremdete Schulflur der IGS Obere Aar zum Schauplatz für das Stück, das "Criesu" am Freitag Abend als "Schwarzes Theater" aufführte.
Das Stück, an dem die Gruppe seit nun zwei Jahren arbeitete, begann mit den Worten der Erzählerin, die auch zwischendurch wiederholt den Zuschauer über den Fortschritt von Foggs Abenteuer unterrichtete. Damit bildete sie die Ausnahme in einem ansonsten wortlosen Wechselspiel aus Pantomime, Schattenspiel und Schwarzem Theater. Trotz oder gerade wegen kaum verwendeter Requisite und einfachsten darstellerischen Mitteln inszenierten sie die Geschichte vielleicht sogar lebhafter als bei "gewöhnlichen" Theaterstücken oft der Fall. So wurden weiß bemalte Schirme im Schwarzlicht zu Windmühlenrädern und weiße Hände zu Vögeln. Auf eine überraschend simple, jedoch äußerst wirkungsvolle Art und Weise wurden auch die abstraktesten Dinge dargestellt: Aus einigen weißen Seilen formte man im Handumdrehen Bahngleise, Häuser Schiff und Meer. Die Musik als elementarer Bestandteil veränderte sich von Land zu Land und bildete so den akustischen "Hintergrund" für die jungen Akteure, die es auch tänzerisch verstanden, dem Publikum Orte und Sachverhalte näher zu bringen. "Criesu", die Theater AG der IGS Obere Aar, bezeichnet sich selbst als "Schwarzes Theater" - "Szenen die man bei "In 80 Tagen um die Welt" im Weißen betrachten kann, sind nur Szenen, die im Schwarztheater nicht darzustellen waren", erklärt einer der Schauspieler. Mit dem Wissen, das sie sich aus verschiedenen Workshops angeeignet haben, arbeitet die Gruppe "Criesu", die seit 18 Jahren besteht, mit ausnahmslos eigenen Ideen. "Criesu ist mehr als eine Arbeitsgemeinschaft. 'Criesu' ist eine Freizeitbeschäftigung, bei der man viele Freunde und Gleichgesinnte findet", so ein Mitglied, das zwar schon vor vielen Jahren die Schule, nicht aber "Criesu" verlassen hat. Eine Theatergruppe also, die nicht nur die Zuschauer, sondern auch ihre Mitglieder in ihren Bann zieht.

 

Wiesbadener Tagblatt (Aarbote), 17.05.2004